SWAN LAKE

 

schwarzer schwan : Graceful Swan auf einem See in schwarz und weiß Stockfoto

 

Schwarzer See und weiße Flügel
rauben ihm gleich den Verstand,
als ein wilder Zauber flüstert:
Über allem Wunderland
liegt ein Fluch, den musst du brechen,
wahre Liebe ihr versprechen.

Und er schwört, was man verlangt,
seine Augen brennen heiß.
Arme schlingen sich um sie:
Frau des Traums, der Fantasie.
Schwebend tanzen sie davon,
Liebende in Glücksvision.

Doch der böse Zauber wirkt,
täuschend echt die zweite Braut,
der er lieblichen Gesichts
tief ins falsche Auge schaut.
Magisch wurde er betrogen,
schamlos wurde er belogen.

Da läuft er zum schwarzen See,
weiße Flügel warten schon,
schäumend brechen Wellen auf,
fallen ab mit dumpfem Ton.
Und die Flügel retten ihn,
tragen ihn zum Ufer hin.

Doch - zu spät ist alles Mühn,
Ende aller Sinfonien.

 

 

Moorwald                   

                                                                

 
Entdeckungslust trieb einst ein Kind
auf dunkle Waldeswege,
bis dahin, wo die Moore sind,
von fern die Turmuhrschläge.

Sie mischten sich mit einem Wort
das hohl aus Erdeninnrem tönt:
Halt an! Bleib stehn! Hier ist der Ort,
der nur die Teufel golden krönt!

Die dunkle Botschaft hört es wohl,
doch fehlt die Überzeugung ihm.
Und blutrot wie ein Karneol
erschien ein junger Cherubim.

Das Moor ist schwarz, das Moor ist tief!
Der Warnruf kam zu spät.
Und als er noch verzweifelt rief,
versank das Kind wie fortgeweht.
 
 

Ein Drache stirbt                                    

 

Drache im Berg : Drache-Statue in der Nähe von Hang-Pagode Mua

 

Ein Drache schläft im stillen Berg

seit Tausenden von Jahren.
Er schläft, um dieses schöne Dorf
vor Unheil zu bewahren.

Er hält die Lava in der Hand,
bereit, sich zu verbrennen,
wenn Glut erwacht im Herz des Bergs.
Man wird ihn Helden nennen.

Doch Krieger kamen in den Ort,
zu kämpfen um das Land,
sie schlugen ihm die Köpfe ab,
und nahmen sie als Pfand.

Die Lava strömte aus dem Berg,
begrub die Menschen und das Dorf,
kein Riese blieb und auch kein Zwerg.
Es blieb nur grauer Schorf.

So liegt die Landschaft heut noch da,
kein Krieger weit und breit,
und auch kein Tier, kein See, kein Baum,
nur noch ein weit entfernter Traum.
 
                             
 
BIKEBRENNEN
 
 
 
Weither sieht man schon die Funken,
die dem Feuer leicht entfliehn,
Rauch verbrennt die Augenlider,
Schwaden, die vorüberziehn.

Brennen soll der alte Winter,
lang genug hat er regiert,
hat mit seinem kalten Atem
Feld und Wiesen dekoriert.

Hoch und höher schlagen Flammen,
leuchten hell den Himmel aus,
und durch ihre Feuerzungen
nimmt der Winter schnell Reißaus.
 
 
Erwartung
segelboot am abend : Segeln mit einem schönen Sonnenuntergang
mit dem Wind
ruht auch das Segel
purpurrot im Abendschein

schaukelt weich im stillen Meer

Nachen auf dem Wellenhügel

Möwen ziehen ihre Kreise
über Sand wie Elfenbein

künden von der Wiederkehr
eines weißen Pferdes Flügel

 

 

 

Mittsommerfest                                  

 

 

Morgentau lässt Wiesen duften,
heilt getrunken Mensch und Tier.
Mädchen pflücken sieben Blumen,
sind der Liebe heiß Begier.

Feuer spühen grelle Funken
lassen Menschen selig sein,
Sonnenmacht - sie geht nicht unter,
schmückt mit ihrem goldnen Schein.

Nimm die Blumen, winde dir
einen Kranz aus Veilchen,
kommt der Liebste heut vorbei,
bleibet er ein Weilchen.


Hörst du Trolle schelmisch lachen,
freuen sich am Elfentanz.
Leise streichelt Wind die Zweige,
weiße Wolken spenden Glanz.

 

DER TIGER

 

tiger : Nahaufnahme von Tiger Gesicht

 

 

Lass mich in deine Augen sehen, Tiger,
ich lese Wildheit und auch Schmerz.
Du zogst durch Steppen und Savannen,
hier  blickst du niemals himmelwärts.

Ich will in deinen Spuren lesen, Tiger,
sie gehn im Kreis, sind ohne Kraft.
Verkettet bist du deinem Leben,
verurteilt zur Gefangenschaft.

Ich würde gern dein Fell berühren, Tiger!
Ich lass dich frei, du sollst nun gehn.
Du musst durch dunklen Dschungel ziehen,
nur frei kannst du für dich bestehn.

 

RAUHNÄCHTE

Rauhe nacht : Leuchtturm während ein Sturm Stockfoto

 

Zwölf an Nächten sitzen sie,
befragen des Orakels Part,
streiten und versöhnen sich,
vermischen Einst und Gegenwart.

Tiere reden von der Zukunft,
hör nicht hin, sonst stirbst du arm,
wandele auf Kreuzwegpfaden,
vergessen sind Verrat und Harm.

Wilde Jagden nach den Geistern
wird für sie zum Freudenfest,
Tote auferstehn vom Grabe,
Zauberer verwandeln sich.

Feg die Stube, räume auf,
faste, bete, geh ins Haus!
Dunkler Abend breitet sich
auf Menschen, Tier und Bäume aus.

Sonntagskinder können zaubern,
bringen Glück und helfen dir,
sind im Haus die kleinen Geister,
und der Eltern wahre Zier.

Zwölf an Nächten sitzen sie
warten auf die Sonnenwende.
Zeit verloren zwischen Jahren,
Winterauskehr in den Händen.

 

 

GONGER

 

 schloss : Alte Burgtor. Mittelalterliche Ketten. Steinwand.

 

Einst fand ich ein Türschloss, versteckt unter Laub
und knarrende Türen, die Zimmer voll Staub.
Verwaist sind die Wege, ein Leuchtturm, der blinkt,
er warnt eure Seelen vor Tod, der euch winkt.

Die Spuren von Nässe sind salzig und bleich,
sie zeigen dein Sterben und Rückkehr zugleich.
Die Geister, sie kommen und nehmen euch mit,
erlittenes Unrecht - nun seid ihr quitt.

Das Wasser vergisst nie und gibt niemals her
den Seemann, der schuldlos versank dort im Meer.
Als ruhloser Gonger kehrt er zurück
und richtet auf Schuld und auf Sühne den Blick.

Er dringt in die Häuser der Schuldigen ein
und bringt den Vergessenden quälende Pein,
bis sie sich erinnern, wer er gewesen,
erst dann bricht der Bann, kommt das Erlösen.

 

 

DER FEUERVOGEL                                     
 

Dreitausend Jahre ist es her:
Ein König starb durch Henkers Hand,
als vor der Leiche des Osiris
ein rotgeflammter Vogel stand.

Geboren ward er aus der Asche,
mit majestätischem Gefieder.
Er breitete die Flügel aus
und schwebte sanft zur Erde nieder.

Doch schon verloren war sein Leib,
verbrannt zu grauem Aschgestein.
Und seine Flügel brachen schwer,
verglüht in seinem Feuerschein.

Doch als die Nacht den Tag begrüßt,
entstand ganz neu wie nebenbei
der Vogel schön wie nie zuvor
und fühlte sich unendlich frei.

Und als fünfhundert Jahre um,
starb er erneut den Flammentod.
Aus Asche wieder neu geboren:
So golden, schön, so feurigrot.

 

 

ILLUSION

Und immer war ein dunkles Band
gewunden um der Träume Bild,
in jenem unbekannten Land,
das voller Sehnen, ungestillt.

Und lange stand des Nebels Wand
vor des Ufers Wellenstrand,
aus dessen Spalten Kühle quillt,
die langsam in den Tag verschwand,
der stetig helle Stunden füllt.
Auf Muscheln liegt der Morgentau.

Und wieder neigt des Kruges Rand
vornüber sich, in Blau gehüllt.
Und Nacht verbirgt ihr Nebelgrau,
das ruhvoll jede Stirne kühlt.

Der steinerne König                              




 

In Stein gehauen wallt sein langer Bart,
die Sage schreibt, er war gerecht,
im Türkenkreuzzug er getötet ward,
den Menschen seines Reiches ging es schlecht.

Sie erfanden, um sich selbst zu trösten,
die Mär von seiner Wiederkehr,
er säß im Berg und stützt die Hände schwer
und würde nicht im Fegefeuer rösten.

Auf seinem Haupt die güldne Krone,
der Bart gewachsen zweimal um den Tisch,
um sich herum Soldatenbataillone,
den Blick gesenkt, doch kämpferisch.

Und wenn vergangen tausend Jahre,
der Bart verschlungen noch ein drittes Mal,
und wenn der Schild sein Reich bewahre,
wird Frieden sein im grünen Heimattal.

 

 

                    Versunkene Stadt

Ein Reiter aus dem Nebel kam,
ritt lautlos auf dem Deich entlang,
entschwindet rasch und kaum gesehen
ins Dunkel hin zum Böschungshang.

Die Menschen drängen sich in Ängsten,
und Furcht kennt seinen Namen nicht,
wie ein Gespenst lenkt er den Schimmel,
der dunkelweiß das Watt durchsticht.

Ein Sturm ließ alle Dämme brechen,
versunken ist die Stadt am Meer.
Wer kann jetzt dieses Unheil rächen?
Der Graf - man sieht ihn nimmermehr.

Hexennacht
 

 

hexen auf besen : Cartoon verrückten Hexe Vektor Illustration

Sie lachen und singen die schaurigen Lieder,
die weithin durch schwarzen Tannenwald hallen.
Sie springen durchs Feuer wieder und wieder
und lassen die schrecklichsten Rufe erschallen.

Dann kommt der Gehörnte und lässt sich verwöhnen,
denn jede der Hexen ist heut seine Braut!
Sie küssen und kosen den Körper des Schönen,
sein Dreizack ist spitz und allen vertraut.

Aus Kräutern und Zauber und Vollmondes Schein
ist die Nacht der Hexen des Brockens gemacht,
berauschend und windend durch rotdunklen Wein,
sind sie die Sieger der teuflischen Schlacht.

VINETA

vineta : Vineta Stein Stockfoto

Nachts kam der Sturm und die Wogen, sie brachen
mit berstender Wucht auf das Küstenland ein,
zerstörten die Häuser, die Kirche, den Hafen
und ließen nichts übrig, kein Bein, keinen Stein.

Schon lang vor dem Unglück erschien die Vision
vom doppelten Bild einer blühenden Stadt,
von Türmen und Mauern und all seinen Menschen,
die waren von Hochmut und Luxus so satt.

Die Ältesten rieten: Verlasst doch den Ort,
sonst taucht uns verheerender Sturmwind hinfort,
denn sieht man gedoppelt all rings um uns her,
teilt sich das wütende strafende Meer!
Es wird uns verschlingen, es wird unser Grab!

Doch Hochmut war stärker als der Verstand,
ein paar Tage später verschwand dieses Land.
Es stürzte und fiel in die Tiefe hinab.

Noch heute hört man an ruhigen Tagen
die ewigen Glocken des Kirchturmes schlagen.

 

GEISTERSTADT

geisterstadt : Haunted House  Stockfoto


Wohl tausend Jahre ist es her,
da kam von Nord ein Nebelmeer,
es hüllte alles Leben ein
und legte sich auf Haus und Stein.

Die Menschen flohen nackt und bloß
sie hatten nur noch ihren Schoß,
selbst Riesenbäume lösten sich
von ihren Wurzeln - fürchterlich!

Und als der Nebel fortgezogen,
warn auch die Vögel weggeflogen,
kein Tier, kein Blatt, kein Pilz gedieh,
ein Land, das unter Schmerzen schrie.

So bleibt nur grauer Staub, Verfall,
Zerstörungsreste überall.
Und nie mehr gibt es eine Saat
in der verfluchten Geisterstadt.

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