Was Liebe ist

 

 

Liebe ist die Welt begreifen,

sie in deinen Augen sehn,

durch der Flüsse Auen streifen,

nah an ihren Ufern stehn.

 

Liebe ist das Fell der Katzen

sanft und zärtlich zu berührn,

kehlig schnurren, kleine Tatzen

tapsend die Vertrautheit spürn.

 

Liebe ist das Heer der Bäume,

strecken ihre Kronen weit

in das Blau der Himmelsträume,

in das Land Unendlichkeit.

 

Liebe ist das Grün der Wiesen,

Felder, Seen und das Meer,

windumspielte Sanddorndünen

und des Wassers Wiederkehr.

 

Liebe ist der Rot der Rose,

die in meinem Garten blüht,

Liebe ist die Herbstzeitlose,

die den Winter kommen sieht.

 

Liebe ist das Kind im Manne

und der Mann in seinem Kind,

pflanzt er diesem eine Tanne,

die sich biegt im Winterwind.

 

Liebe ist der Mond, die Sterne,

Sonnenglanz und Regensturm,

Liebe ist die weite Ferne,

Heimat und Refugium.

 

 

 

Nachtzug

 

Mein Zug fährt durch die schwarze Nacht,

streift Städte, Felder, Seen, Wälder.

Ich hab schon Stunden hier verbracht,

im Innern wird mir immer kälter.

 

Noch gestern lebte ich im Lichte,

denn Sonne wärmte meine Haut.

Jetzt zerren schwere Stahlgewichte

und Kälte ist mir sehr vertraut.

 

Was ist geschehn in zwanzig Stunden?

Wo bringt mich dieser Zug wohl hin?

Die Strecke schlug mir tausend Wunden!

Was ist der eigentliche Sinn?

 

Ich schlaf und wache nie mehr auf.

In keinem Bahnhof hält der Zug.

Man hielt der Seele Ausverkauf.

Mir ist so kalt. Ich hab genug.

 

 

Nachtschatten

Der Tag beginnt und alle Schatten fliehen,

die in der Nacht mein armes Ich gequält.

Ich hab dem Alb, der mich bezwang, verziehen,

für schwarze Flügel freien Flug gewählt.

 

So kann das Tagwerk wieder neu beginnen,

mit Freude und Elan gelingt ein jeder Schritt.

Doch immer wieder zeigen sich Erinnyen,

sie laufen neben mir die Wege mit.

 

Ich will die Rache nicht, die sie begehren,

das alte Leiden muss vergessen sein.

Ich muss mich der Versuchungen erwehren,

mein Herz muss werden wie ein Kieselstein.

 

Doch nachts, da sitzt der Alb auf meinen Schultern,

er drückt so schwer und beugt mich bis ins Grab.

Ich kranke an der Erbenschuld der Eltern,

gedanklich stütze ich mich auf den Heroldstab.

 

Und immer wieder rolle ich den Stein

den Berg hinauf aus weißem Elfenbein.

Mir bleibt nur noch das Urvertrauen,

um endlich eine eigne Burg zu bauen.

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